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»Der Ortsverein Höfen am Abgrund«
so lautet die Überschrift eines Schreibens, das der Vorsitzende Günter
Volz an die Mitglieder verschickt hat. Fast der komplette Vorstand hat den Rücktritt
angekündigt. Droht jetzt die Auflösung des Vereins?
Seit zwölf Jahren ist Günter Volz Vorsitzender des Schwarzwaldvereins. Damit
ist bei der nächsten Hauptversammlung, die im Februar oder März 2023 stattfinden
soll, aber endgültig Schluss.
Dies hat er bereits mehrfach angekündigt. Doch das ist noch nicht alles: Weil
auch der Kassierer und die Schriftführerin aufhören, braucht der Verein dringend
neue Leute, die bereit sind, sich im Vorstand zu engagieren. Denn sonst droht der Höfener
Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins die Auflösung.
»Das ist ein Hilferuf«, bestätigt Volz dann auch im Gespräch
mit unserer Redaktion.
»Die Lage ist sehr ernst, so wie beschrieben«, so Volz weiter. Bereits
seit zwei Jahren habe etwa seine Tochter das Amt des Schriftführers übernommen
und das, ohne überhaupt Mitglied im Verein zu sein. Das gehe jetzt aber
aus beruflichen Gründen nicht mehr. Und der Fachwart für die Kasse werde
nun 75 Jahre alt und höre definitiv auf.
Obwohl Volz bereits mehrfach auf diese Umstände hingewiesen hat, scheint es schwierig,
Nachfolger für die Ämter zu finden. Zwar hat die Höfener Ortsgruppe
nominell laut Volzknappüber 200 Mitglieder, davon seien aber nur noch zehn bis
15 aktiv. »Viele kenne ich gar nicht«, sagt er. Auch bei den Wanderungen
seien höchstens vier bis fünfHöfener dabei, der Rest komme aus umliegenden
Gemeinden.
»Ich bin mit 72 Jahren einer der Jüngsten«, erzählt er im Telefongespräch.
Zwar gebegebe es einige Jüngere als Mitglieder im Verein, aktiv seien die aber
gar nicht dabei. Schon länger sei deshalb auch an eine Fusion mit den Nachbarvereinen
in Calmbachund/oder Wildbad gedacht worden. Da herrsche aber im Moment auch Stillstand.
Das könnte auch an den unterschiedlichen Strukturen liegen. Denn während
der Höfener Ortsverein noch lange Wanderungen bis 40 Kilometer und sogar ganze
Wanderwochen im alpinen Bereich oder in Südeuropa anbiete, würden die anderen
Vereine eher kürzere Touren bis zehn Kilometer Länge machen. Zudem sei etwa
der Vorstand und somit der Verein in Calmbach personell gut aufgestellt. Ganz zurückziehen
würde sich Volz aber nicht. Etwa in dem Fall, dass sich neue Vorstandsmitglieder
finden oder gar doch noch eine Fusion zustandekommen sollte. Dann
wäre er bereit, im Hintergrund mitzuhelfen oder auch als Wanderwart und Wanderführer
sowie als zweiter oder dritter Vorsitzender weiter aktiv mitzuhelfen, den Verein am
Leben zu erhalten.
Eines ist aber sicher: Den Vorstand Günter Volz wird es nach zwölf Jahren
ab der nächsten Hauptversammlung nicht mehr geben. »Nächstes Jahr stehe
ich nicht mehr zurVerfügung«, macht er deutlich. Länger im Amt wäre
ernur, bis eine eventuell nötige Auflösung des Vereins abgewickelt ist. Einen
weiteren Versuch will Volz dann auchnoch einmal im Herbst starten:
Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung, wohl im September, will er »den
Leuten sagen, wo es lang geht«. Und so hofft er, dass sich doch noch Mitglieder
finden, denen der Verein so am Herzen liegt, dass sie sich für eine Mitarbeit
im Vorstand begeistern können.
Interessierte können sich bei Günter Volz melden, unter der Telefonnummer
07152/2 40 01 oder per E-Mail an swv-hoefen.volz@t-online.de
Info:
Der Schwarzwaldverein Höfen wurde im Jahr 1964 von namhaften Höfener Bürgern
gegründet, schreibt Günter Volz an die Mitglieder. Maßgebend war Eberhardt
Essig aus Neuenbürg. Die Gründungsmitglieder waren Werner Seiler, Paul Sachse,
Hans Lustnauer, Helmut Schanz, Hans Schlee, und Otto Heugelin.
Werner Seiler wurde am Gründungsabend zum Vorsitzenden und als Vertreter wurde
Hans Lustnauer gewählt.
Der Ortsverein ist stetig an aktiven Mitgliedern gewachsen sowie auch die Wanderungen,
die im Folgejahr angeboten wurden mit bis zu 25 Wanderkilometer und mehr. Es entstand
ein Trend zum Wandern in der Gruppe. 1989 wurde das 25-jährige Jubiläum und
2004 das 40-jährige Bestehen an einem Wochenende mit dem »Essig-Treffen
« in der Turnhalle in Höfen gefeiert. Das 50-jährige Vereinsjubiläum
wurde 2014 mit einem Festabend in der festlich geschmückten Turnhalle gefeiert
sowie mit einer 50-Kilometer- Wanderung und einer Spende an Höfen mit dem Baum
des Jahres, einer Traubeneiche an den Enzauen.
Traditionell wurde seit vielen Jahren immer ein viertägiger Jahresausflug innerhalb
Deutschlands, aber auch nach Österreich und Südtirol angeboten. Seit etwa
1997 wurden Wanderwochenenden in Selbstversorgerhütten in der Pfalz, im Donautal,
Südschwarzwald und Bayern immer mit rund 20 Personen angeboten.
Das Highlight bis dahin war dann im Jahr 2007 eine Wanderwoche auf Mallorca und im´
Juli 2021 die erste Alpenüberquerung der E5 von Oberstdorf nach Meran. Viele Hochtouren
im alpinen Bereich folgten in den kommenden Jahren, auch der Meraner Höhenweg
wird bis heute angeboten. Weitere Wanderwochen folgten auf Kreta 2011, Teneriffa und
Madeira.
»Doch die Mitglieder wurden älter, das Wanderprogramm wurde entsprechend
den Bedürfnissen angepasst, es wurden nun auch kürzere Wanderungen angeboten.
Leider fehlt der Nachwuchs, um neuen Schwung ins Vereinsleben, um auch eine Zukunft
und neue Perspektiven zu bekommen«, schreibt Volz an seine Mitglieder. Auch die
Bereitschaft zum Mitwirken im Vorstand sehe sehr schlecht aus:
»Der Ortsverein sucht dringend neue Vorstandsmitglieder.«
Text: Von Bernd Mutschler, Schwarzwälder
Bote - Foto: SWV Höfen-Enz |
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