Donnerstag, 23.06.2022

Wandert Verein der Auflösung entgegen?

Am Abgrund? | Beim Schwarzwaldverein Höfen brechen demnächst wichtige Vorstandsämter weg / Gespräche über Fusion stocken

 
»Der Ortsverein Höfen am Abgrund« – so lautet die Überschrift eines Schreibens, das der Vorsitzende Günter Volz an die Mitglieder verschickt hat. Fast der komplette Vorstand hat den Rücktritt angekündigt. Droht jetzt die Auflösung des Vereins?
Seit zwölf Jahren ist Günter Volz Vorsitzender des Schwarzwaldvereins. Damit ist bei der nächsten Hauptversammlung, die im Februar oder März 2023 stattfinden soll, aber endgültig Schluss.
Dies hat er bereits mehrfach angekündigt. Doch das ist noch nicht alles: Weil auch der Kassierer und die Schriftführerin aufhören, braucht der Verein dringend neue Leute, die bereit sind, sich im Vorstand zu engagieren. Denn sonst droht der Höfener Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins die Auflösung.
»Das ist ein Hilferuf«, bestätigt Volz dann auch im Gespräch mit unserer Redaktion.
»Die Lage ist sehr ernst, so wie beschrieben«, so Volz weiter. Bereits seit zwei Jahren habe etwa seine Tochter das Amt des Schriftführers übernommen – und das, ohne überhaupt Mitglied im Verein zu sein. Das gehe jetzt aber aus beruflichen Gründen nicht mehr. Und der Fachwart für die Kasse werde nun 75 Jahre alt und höre definitiv auf.
Obwohl Volz bereits mehrfach auf diese Umstände hingewiesen hat, scheint es schwierig, Nachfolger für die Ämter zu finden. Zwar hat die Höfener Ortsgruppe nominell laut Volzknappüber 200 Mitglieder, davon seien aber nur noch zehn bis 15 aktiv. »Viele kenne ich gar nicht«, sagt er. Auch bei den Wanderungen seien höchstens vier bis fünfHöfener dabei, der Rest komme aus umliegenden Gemeinden.
»Ich bin mit 72 Jahren einer der Jüngsten«, erzählt er im Telefongespräch. Zwar gebegebe es einige Jüngere als Mitglieder im Verein, aktiv seien die aber gar nicht dabei. Schon länger sei deshalb auch an eine Fusion mit den Nachbarvereinen in Calmbachund/oder Wildbad gedacht worden. Da herrsche aber im Moment auch Stillstand. Das könnte auch an den unterschiedlichen Strukturen liegen. Denn während der Höfener Ortsverein noch lange Wanderungen bis 40 Kilometer und sogar ganze Wanderwochen im alpinen Bereich oder in Südeuropa anbiete, würden die anderen Vereine eher kürzere Touren bis zehn Kilometer Länge machen. Zudem sei etwa der Vorstand und somit der Verein in Calmbach personell gut aufgestellt. Ganz zurückziehen würde sich Volz aber nicht. Etwa in dem Fall, dass sich neue Vorstandsmitglieder finden oder gar doch noch eine Fusion zustandekommen sollte. Dann
wäre er bereit, im Hintergrund mitzuhelfen oder auch als Wanderwart und Wanderführer sowie als zweiter oder dritter Vorsitzender weiter aktiv mitzuhelfen, den Verein am Leben zu erhalten.
Eines ist aber sicher: Den Vorstand Günter Volz wird es nach zwölf Jahren ab der nächsten Hauptversammlung nicht mehr geben. »Nächstes Jahr stehe ich nicht mehr zurVerfügung«, macht er deutlich. Länger im Amt wäre ernur, bis eine eventuell nötige Auflösung des Vereins abgewickelt ist. Einen weiteren Versuch will Volz dann auchnoch einmal im Herbst starten:
Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung, wohl im September, will er »den Leuten sagen, wo es lang geht«. Und so hofft er, dass sich doch noch Mitglieder finden, denen der Verein so am Herzen liegt, dass sie sich für eine Mitarbeit im Vorstand begeistern können.
Interessierte können sich bei Günter Volz melden, unter der Telefonnummer 07152/2 40 01 oder per E-Mail an swv-hoefen.volz@t-online.de

Info:
Der Schwarzwaldverein Höfen wurde im Jahr 1964 von namhaften Höfener Bürgern gegründet, schreibt Günter Volz an die Mitglieder. Maßgebend war Eberhardt Essig aus Neuenbürg. Die Gründungsmitglieder waren Werner Seiler, Paul Sachse, Hans Lustnauer, Helmut Schanz, Hans Schlee, und Otto Heugelin.
Werner Seiler wurde am Gründungsabend zum Vorsitzenden und als Vertreter wurde Hans Lustnauer gewählt.
Der Ortsverein ist stetig an aktiven Mitgliedern gewachsen sowie auch die Wanderungen, die im Folgejahr angeboten wurden mit bis zu 25 Wanderkilometer und mehr. Es entstand ein Trend zum Wandern in der Gruppe. 1989 wurde das 25-jährige Jubiläum und 2004 das 40-jährige Bestehen an einem Wochenende mit dem »Essig-Treffen « in der Turnhalle in Höfen gefeiert. Das 50-jährige Vereinsjubiläum wurde 2014 mit einem Festabend in der festlich geschmückten Turnhalle gefeiert sowie mit einer 50-Kilometer- Wanderung und einer Spende an Höfen mit dem Baum des Jahres, einer Traubeneiche an den Enzauen.
Traditionell wurde seit vielen Jahren immer ein viertägiger Jahresausflug innerhalb Deutschlands, aber auch nach Österreich und Südtirol angeboten. Seit etwa 1997 wurden Wanderwochenenden in Selbstversorgerhütten in der Pfalz, im Donautal, Südschwarzwald und Bayern immer mit rund 20 Personen angeboten.
Das Highlight bis dahin war dann im Jahr 2007 eine Wanderwoche auf Mallorca und im´ Juli 2021 die erste Alpenüberquerung der E5 von Oberstdorf nach Meran. Viele Hochtouren im alpinen Bereich folgten in den kommenden Jahren, auch der Meraner Höhenweg wird bis heute angeboten. Weitere Wanderwochen folgten auf Kreta 2011, Teneriffa und Madeira.
»Doch die Mitglieder wurden älter, das Wanderprogramm wurde entsprechend den Bedürfnissen angepasst, es wurden nun auch kürzere Wanderungen angeboten. Leider fehlt der Nachwuchs, um neuen Schwung ins Vereinsleben, um auch eine Zukunft und neue Perspektiven zu bekommen«, schreibt Volz an seine Mitglieder. Auch die Bereitschaft zum Mitwirken im Vorstand sehe sehr schlecht aus:
»Der Ortsverein sucht dringend neue Vorstandsmitglieder.«

Text: Von Bernd Mutschler, Schwarzwälder Bote - Foto: SWV Höfen-Enz