Der Schwarzwaldverein Höfen war im September
2013 mit seinen Mitgliedern und Gästen zu einer 6-tägigen Kulturreise nach
Tschechien unterwegs. Die Busfahrt mit der Fa. Walz aus Schömberg ging über
Leonberg, Heilbronn, Nürnberg, Prag, Brünn nach Straznice. Im gleichnamigen
Hotel Straznice hatten wir unsere Zimmer für 5- Nächte gebucht. Beim Abendessen
begrüßte uns der Hotelbesitzer Franz mit Mährischem Slivowitz (Pflaumenschnaps)
und Kolatschen (Hochzeitskuchen).
Ausgeruht und ausgiebig gefrühstückt fuhren wir am nächsten Tag in den
Mährischen Karst.
Heute sollte der absolute Höhepunkt unseres Aufenthalts in Südmähren
sein und wurde uns von Tomas, unserem Reiseleiter, zur Einstimmung angeboten. Wir sind
gespannt was uns erwartet. Das Kalksteinmittelgebirge erstreckt sich etwa 50 Kilometer
nördlich von Brünn. Auf der Fahrt dorthin sind wir auf den Spuren der Napoleanischen
Kriege. 1805 fand in Austerliz (Slavko) die 3-Kaiserschlacht statt, bei der die französiche
Armee mit Napoleon an der Spitze die österreichischen und russischen Truppen besiegte.
Im Barock-Schloss von Austerlitz wurde das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.
Der Mährische Karst gehört zu den beeindruckensten Karstlandschaften Mitteleuropas.
Charakteristisch für dieses Gebiet sind die spektakulären Karstformationen
wie Höhlen, Dolinen, Bachwinden die durch das Wirken von Wasser auf den Kalkstein
entstanden sind.
Weltberühmt ist vor allem die tiefste Doline, die über 138 Meter Tiefe Macocha
(Stiefmutterschlucht). Wir blicken in den tiefen Schlund der Macocha um die sich grausame
Legenden ranken.
Aus dem Karsttal gelangten wir durch den künstlich angelegten Stollen in die offenen
Räume des trockenen Abschnitts der Punkva-Höhlen. Danach ging es in den langen
Raum des "Vorderen Dom".
Vorbei an dem 4 Meter langen Stalaktiten "Wächter". Über die bei
der Grundrenovierung 1996 errichtete Brücke, von der aus sich der Blick auf die
wunderschön verzierte Wand des vorderen Doms und den mächtigsten Tropfstein
der Punkva-Höhlen, den Stalagnaten "Salm-Säule" eröffnete.
Im hinteren Bereich des Doms befindet sich der "Spiegelsee". Darin spiegeln
sich interessante
Tropfsteingruppen u.a. die Formation "Umgedrehter Regenschirm", "zwei
Eulen, "Felsburg" das zwei Meter hohe "Türkische Minarett".
Wir gehen weiter über den Siphon, die tiefste trockene Stelle der Punkva-Höhlen,
die früher häufig überflutet wurde. Heute wird der Wasserstand über
eine Pumpe automatisch geregelt. Über eine lange Treppe erreichten wir den Reichenbach-Dom,
einen mehrere Dutzend Meter hohen, mächtigen Raum. Die Schilder mit den Jahreszahlen
1917 und 1938 zeigen den höchsten Wasserstand der Punkva bei Hochwasser an. Aus
dem Dom ragen einige hohe Kamine. Wir gingen weiter durch einen wunderschönen,
verzierten Gang "Stalagmit-Gang" in den hinteren Dom. Hier sehen wir "Zwerg
und Vase", zwei abgeflachte Stalagniten. Im hinteren Dom ziehen der "Türkische
Friedhof" genannte Tropfsteingruppe sowie der lange Stalaktit "Nadel"
die Aufmerksam auf sich. Wir gehen weiter die Treppe hinunter in den Saal "Zum
Engel", einem mächtigen Stalagnat von einmaligen Formen. Nun läuft der
Tunnelgang zurück zum Siphon durch einen künstlichen Stollen zum Grund der
Macocha-Schlucht.
Ein atemberaubender Blick eröffnete sich uns auf monumentale 138,5 m hohe Felswände.
Bewachsen auf der linken Seite mit hellgrünem Moos, sahen wir die Felswände
hinauf in die Sonne. Wir sehen Tageslicht.
Am Grund der Schlucht sind zwei Seen. Der obere See ist etwa 13 Meter tief und der
untere See hat nach den Erkundungen der Höhlentaucher aus dem Jahr 2000 eine Tiefe
von 49 Meter.
Jetzt beginnt der nasse Weg. Von hier aus geht es mit dem Elektroboot auf dem aktiven
Untergrundfluss Punkva weiter. Der Bootsführer erklärte uns die unterschiedlichen
Wassertiefen. Er gab uns Anweisung, wenn wir unsere Köpfe einziehen und uns nach
rechts oder links beugen mussten um uns vor den scharfen Felswänden zu schützen.
Wir sehen beleuchtete Felsbrücken. Die Fahrt geht über die "Märchenseen"weiter
bis zu der unterirdischen Anlegestelle.
Hier verlassen wir für kurze Zeit das Boot um auf Stahlbrücken zum "Bieber-Saal"
und weiter in den "Masaryk-Dom" mit der eindruckvollsten Tropfsteinverzierung
zu gehen. Dieser wurde bei Deckensprengung 1920 entdeckt und bis heute blieben hier
viele Halme und stabförmige Stalaktiten erhalten, sie werden von dem mächtigem,
durchleuchteten Stalgnat "Hus-Säule" dominiert.
Anschließend geht es wieder auf dem Boot weiter durch einen niedrigen, hier bereits
mit Tageslicht durchleuchteten Gang, bis zum Austritt der Punkva zur Anlegestelle.
Es war ein einzigartiges Erlebnis für alle Naturliebhaber. Rückfahrt ins
Hotel.
Am Spätnachmittag wurden wir zur Weinprobe in den historischen Schlossweinkeller
in Straznice eingeladen.
Weiterer Programmpunkt an diesem Tag nach dem Abendessen im Hotel. Eine Kinder-Folklore-Gruppe
mit Musik und Tanz. Mit ihrer jugendlich, erfrischenden Begeisterung brachte uns die
Gruppe die Kultur Mährens näher. Der Tanz namens "Slavacky verbünk"
ist ein männlicher improvisierter Tanz - eine Art Springtanz um für die Braut
zu "werben". Im Rahmen des Internationalen Folklorefestivals in Straznice
findet alljährlich der Wettbewerb um den besten Tänzer von "Slavacky
verbünk" statt. Anschließend spielte eine Folklore- Orchestergruppe
"Cimbalmusik".
Erholt starteten wir am 3. Tag zur Südmähren-Rundfahrt, die durch die UNESCO-
Kultur-Landschaft von Lednice (Eisgrub) und Voltice (Felsberg) führt. Malerische
Dörfer, ausgedehnte Weinberge und fruchtbare Obstgärten ziehen an uns vorbei.
Unser Reiseleiter Tomas (Tomasch) klärt uns über Land und Leute auf. Es ist
spannend, ihm zuzuhören und die Politik aus der Sichtweise eines 30-jährigen
zu erfahren. Schönheit kennt kein Alter, kommt mir in den Sinn als wir das berühmte
Mährische Schloss Lednice (Eisgrub) besuchten.
Das märchenhaft verzierte Schloss ist im Stil der Tudorgotik erbaut. Diese einmalige
Gesamtheit von Parkanlagen, Teichen, Schlössern, romantischen Bauten, einem Minarett
und Gewächshaus von der reichen Familie Lichtenstein aufgebaut wurde, ist wahrscheinlich
das weitläufigste Gebiet seiner Art auf der Welt und wurde in die Liste des Weltkultur-
und Naturerbe der UNESCO eingetragen. Nach der Schlossführung hatten wir noch
etwas Zeit, den weitläufigen Park und die Blumenanlagen zu bewundern.
Unser Reiseleiter Tomas hatte für uns am Bus ein Picknick vorbereitet. Es gab
Brot, Wurst, Gurken, Käse, verschiedene Weine aus der Region, auch Federweiser
hatte er besorgt. Resüme: Eine entspannte fröhliche Gesellschaft ließ
es sich schmecken.
Am Nachmittag Weiterfahrt zur Stadt Mikolow (Nikolsburg) die sich direkt an der Grenze
zu Niederröstereich befindet und das berühmteste Zentrum des Tschechischen
Weinbau darstellt. Tomas führte uns über den sehenswerten Marktplatz und
weiter hinauf bis zur Schlossanlage mit weitem Blick ins Land.
Am Abend hatte Tomas für uns wieder einen Folklore-Abend organisiert, als Dankeschön
für unser Kommen. Zwei Studentinnen vom Konservatorium unterhielten uns mit Gesang
und Klavier.
Am 4. Tag besuchten wir den dank seiner Naturheilquellen berühmtesten Mährischen
Kurort Luhacovice (Bad Luhatschowitz). Zuerst probierten wir die Mineralquellen, die
zum Teil noch von den Kurgästen aus nostalgischen Porzellankännchen getrunken
werden. Der Flair dieses hübschen Kurorts erinnerte manchen Teilnehmer aus dem
Schwarzwald an Bad Wildbad, wir fühlten uns heimisch und wohl. Uns fallen die
attraktiven Jugendstilbauten vom berühmten slowakischen Architekten Duian Jurkovio
auf. Dieser "Holzdichter" schuf Anfang des 20. Jahrhunderts eine einzigartige
Sammlung von Bauten im Stil der Volksrezession. Seine Bauwerke stören nicht die
umliegende Natur, sondern werden deren Bestandteil. Mit jedem Schritt begegnet man
einem Gefühl von Schönheit. Zurück fahren wir entlang der Weißen
Karpaten durch das sogenannte Wisowitzer Bergland, auf dessen Hängen die Pflaumen
für den berühmten Mährischen Slivowitz reifen. Zur Zeit sind die Pflaumenbäume
voll mit blauen, reifen, süßen Früchten. Eine Pracht, die wir im vorbeifahren
genießen können. Der letzte Programmpunkt an diesem Tag "Mährischer
Abend" im Weinkeller in Petrov. Wir fahren mit dem Boot und Kapitänin auf
dem berühmten technischen Baudenkmal dem Bata- Kanal. Durch eine romantische Aulandschaft
von Straznice nach Petrov. Der Weinkeller befindet sich in einem einmaligen und architektonisch
einzigartigen Komplex von historischen Weinkellern, die seit 1983 unter Denkmalschutz
stehen. Zum Abendessen gab es verschiedene Fleischstücke aus dem Backofen, Brot
und unbegrenzten Weinkonsum. Eine anschließende stilvolle Weinprobe mit dazu
gereichtem Blechkuchen hob die Stimmung. Wir sangen mit dem Akkordeonspieler den Gefangenenchor
aus Nabucco! Auswendig! Auch der Floh hüpfte nochmals den Kronenbuckel nah.
Ein unvergessener Abend, der uns lange in Erinnerung bleiben wird.
Am vorletzten Tag unserer Reise fuhren wir in die Mährische Metropole Brünn
(Brno) zweitgrößte Stadt Tschechiens. Brünn ist die lebendige Schatzkammer
der Architektur und wurde früher auch als Wiener Vorstadt genannt. Mit seinen
fast vierhundertausend Einwohnern ist Brünn heute vor allem eine bedeutende Messestadt
und das Justitzzentrum der Tschechischen Republick, sowie Studentenstadt. Die Stadt
ist eingebetet in eine liebliche fruchtbare Landschaft mit Gärten und Feldern
im Süden und bewaldete Höhen im Norden. Ihre Wahrzeichen sind die gotische
Burg Spielberg (Spilberk) und die neugotische Kathedrale der Heiligen Peter und Paul,
die wir mit unserer Stadtführerin besichtigten. Das Mittagessen war für uns
in einer Bierbrauerei bestellt. Bier ist für die Tschechen flüßiges
Brot. Gut gestärkt fahren wir am Nachmittag in die wunderschöne, seit 1998
UNESCO-Stadt Kremsier (Kromeriz), der Stadt der Gärten. Das prächtige frühbarocke
Erzbischöfliche Schloss (wird z. Zt. renoviert) befindet sich inmitten eines bemerkenswerten
Labyrinnths aus historischen Parkanlagen. Der Schlossgarten ist als ausgedehnter englicher
Park konzipiert. Der Blumengarten besticht durch seine vollkommene Symetrie und die
Raffiniertheit seiner Blumenbilder, Beete und Hecken. Von der Kollonade aus, die wir
über eine Wendeltreppe erreichten und die unglaubliche 244 Meter lang ist, hatten
wir einen herrlichen Blick auf den Blumengarten.
Wir legten in den sechs Tagen insgesamt 2600 Buskilometer zurück .
Auf der Rückfahrt in den Nordschwarzwald konnten wir die vergangenen Tage Revue
passieren lassen und entspannt der CD mit Folklore-Cimbalmusik lauschen, während
die Landschaft an uns vorbeiflog. Niederösterreich, das Wald und Weinviertel,
die Wachau, Donau, eine liebliche Landschaft. Aus der Ferne winkten uns Windkraftanlagen.
Eine Werbetafel am Autobahnrand wies uns auf "Brot und Wein" hin.
Die nächste Tafel meinte "Mehr aus Holz" und bei einer Kuhweide stand
"Heumilch".
Weiter durch die Steiermark, Bad Reichenhall, Salzburg, München, Ulm, Stuttgart,
Leonberg, zurück nach Höfen . |