Höfener Chronik
 

Freitag, 10. Juni 2011

Schwarzwaldverein Höfen wanderte auf Madeira

Wir landen sicher nach 3500 km Flug auf der spektakulären Landebahn des Aeroporto do Funchal auf Stelzen. Madeira bedeutet übersetzt "Holz" und ist eine Insel im Atlantik, nur 57 km lang und 23 km breit.
Wanderführer Günter Volz vom Schwarzwaldverein Höfen und Miguel, ein Madeirenser mit sehr guten Deutschkenntnissen, führten die Gruppe über die Insel.


1. Tag: Durch die zerklüftete Steilküste mit atemberaubenden Schluchten und Wasserfällen führen herrliche Bergstraßen. Unser junger Busfahrer ist Madeirenser und fährt uns sicher zu unseren Wanderungen. So können wir uns entspannt zurücklehnen und genießen.
Eine der abwechslungsreichsten Levadas, die es auf Madeira gibt, ist die Forellen Levada von Riberio Frio nach Portela, die wir heute erwandern.
Am Ausgangspunkt haben wir uns mit kleinen Bananen und Früchten der Bauern aus der Umgebung versorgt.
Hier oben ging ein kühler Wind, wir zogen gerne unsere Jacken an. Wir wandern durch immergrüne Laurazeenwälder, über Stock und Stein, schmale Pfade, dies erforderte viel Konzentration.
Es folgten Schluchten und Felsdurchbrüche, Tunnels und immer wieder schöne Aussichtspunkte nach Porto da Cruz und zum Adlerfelsen. Ein Drahtseil verleiht uns sicheren Halt, dennoch war Schwindelfreiheit erforderlich. Wir kommen am Forsthaus vorbei und weiter hinunter zum Portela Pass der Nord und Süd teilt. Beim Gasthaus Victor's Bar unterhalb der Forellenzucht hielten wir Einkehr und lernten "Chinese" (Kaffee) kennen.
Der Wanderbus holt uns ab und wir fahren nach Calheta. Hier besichtigten wir eine der letzten Zuckerrohrfabriken, vom Rohr zum Rum. Wir hatten Glück, dass zur Zeit Ernte ist und die Fabrik in Betrieb war. Das Rohr muss frisch verarbeitet werden, da der Zuckergehalt schon nach wenigen Tagen schwindet. Es ist harte Saisonarbeit. Die Arbeitsbedingungen, speziell der ohrenbetäubende Lärm, lassen an frühindustrielle Zeiten denken.


2. Tag: Madeira hat viele Gesichter, ob kühler, trockener, wärmer, nässer von Wolken umspielt, vom Wind zersaust.
Dunkle Gewitterwolken steigen vom Atlantik in die Berge, noch ist es trocken.
Wir wandern entlang der Levada do Paul. An der Südseite der Hochfläche fühlt man sich nach Schottland oder Irland versetzt. Wir wandern fast ohne Höhenunterschied durch eine Almlandschaft, typisches Weideland. Die Levada do Paul führt uns ins Reich der Wasserfälle von Rabacal (UNESCO Weltnaturerbe). Unberührte Natur und die überwältigende Vegetation machen diese Wanderung einzigartig. Wasserfälle, Flechten und baumhohe Erika begleiten uns durch den Lorbeerwald und das Gebiet der 25 Quellen. Die höchsten Berggipfel, die sich wie ein steinernes Rückgrat durch Madeira ziehen, wirken auf den ersten Blick schroff und abweisend. An ihren Hängen ziehen die Levadas, Baukunst in schwindelerregender Höhe. Es ist ein ausgeklügeltes Kanalsystem vom regenreichen Norden in den klimatisch begünstigten Süden. Hier lässt das kühle Nass einen subtropischen Garten Eden entstehen, der an Arten und Formen Farbfülle seinesgleichen sucht. Gleichzeitig bieten die Levadas ähnlich den Waalen in Südtirol ein einmaliges Wandererlebnis. Heute benötigten wir unsere Taschenlampen, wir wanderten durch ein 900 m langes Tunnel, es war finster, nass, feucht und blieb nachhaltig in der Erinnerung.
Auf der Rückfahrt stoppen wir am Aussichtspunkt Cabo Girao der höchsten Steilküste Europas.


3. Tag: Wir fahren zur Nordküste nach Sao Jorge. Heute Morgen regnete es heftig und wir konnten testen wie regenfest Schuhe und Kleidung sind. Wir besichtigten zuerst die kleine schöne Pfarrkirche in Sao Jorge. Die Kirche wurde im 18. Jh. erbaut. Sie gilt als das schönste Beispiel für Barockbauten mit Schnitzarbeiten am Hochaltar.
Anschließend wanderten wir bei heftigem Madeirensischem Regenwetter auf einem schmalen Pflasterpfad. In zahllosen Kehren windet sich der Pflasterweg steil dem Meer entgegen. Es ist ein noch gut enthaltenes Teilstück der alten Verkehrsverbindung zwischen Santana und Sao Jorge.
Wir kommen an eine alte Steinbrücke, diese überqueren wir und gelangen zu den Häusern von Calhau. Dort kehrten wir durchnässt ein.
Auf der anderen Seite wanderten wir wieder auf einem Pflasterweg steil nach oben, um eine markante Felsnase gelangen wir in eine Bucht mit herrlicher Aussicht auf das Meer. Dort wurden wir von unserem Bus erwartet, der uns zum nächsten Ausgangspunkt für die heute noch anstehende Gipfelbesteigung des Pico Ruivo bringt.
Auf einem touristisch schön angelegten Weg wanderten wir aufwärts zur Schutzhütte. Einige von uns bestiegen noch den 1861 m hohen Gipfel des Pico Ruivo. Ein grandioser Ausblick nach allen Himmelsrichtungen erwartete uns. Der Aufstieg hatte sich trotz manchem Schweißtropfen gelohnt.
Über den gleichen Weg wanderten wir zurück zum Bus der uns zurück ins Hotel brachte.


4. Tag: Heute besuchen wir die Hauptstadt Funchal. Fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung lebt hier. Die Jacarandabäume tauchen die Hauptflanierallee in ein lila Blütenmeer. Nach dem Besuch der Kathedrale gehen wir weiter zur Markthalle. Am Azuleio geschmückten Haupteingang preisen Blumenfrauen in Tracht ihre Ware an. Es gibt hier regionale Erzeugnisse jeder Art, von exotischen Früchten über Gemüse und Fisch. Blumen bis hin zu Korbwaren und vieles mehr.
Nach der Weinverkostung in Blandys Manufaktur hatten wir noch Zeit die lebendige Atmosphäre der Altstadt zu genießen. Anschließend führte uns Miguel durch den Botanischen Garten Jardim Botanico oberhalb von Funchal.


5. Tag: Heute fahren wir zur Halbinsel Ponta Sao Laurenico bei Canical. Hier prägen Tuffgestein und Basalt die karge Landschaft. Je nach Einfall des Sonnenlichts ändert sich das Farbenspiel der bizarren Felsformationen. Wir wanderten im leichten Auf und Ab mit Blick zu beiden Seiten zum Meer, bis zu einem ehemaligem Landhaus, das heute unter Denkmal schutz des Naturreservats Ponta de Sao Laurenico steht. Einige bestiegen den "kleinen" Berg mit einem wunderschönen Blick auf die Halbinsel. Wir wanderten abwärts zum Meer, um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen zu unserem Ausgangspunkt.

6. Tag: Am letzten Tag unserer Wanderwoche wanderten wir der Levada de Canico entlang von Assomada nach Camacha. Ein naturbelassener Weg entlang einer sehr alten Levada. Der Blick schweift über das einsame Tal bis hinunter an die Küste, welche allerdings oft im Dunst verborgen ist, doch dann immer wieder ein kleiner Blick auf den tiefblauen Ozean. Immer wieder traversiert der Levadaweg recht steile Hänge. Durch den meist dichten Bewuchs kommen nur mäßig Schwindelgefühle auf. Wenn die Levada frisch gemäht wurde, ist der Abgrund noch deutlicher zu sehen. Nun verlassen wir die Levada und es ging runde 200 m steil auf einem alten Pflasterweg aufwärts. In diesem dorfnahen Bereich werden auch die kleinsten Terrassen bis heute liebevoll gepflegt und angepflanzt mit allerlei Gemüse und Obst und tragen wesentlich zur Ernährung der Dorfbewohner bei. Noch einmal tief durchschnaufen und wir sind auf der Höhe im Dorfzentrun von Camacha am Centro de Saude angekommen. Hier befindet sich auch das Museum und Werkstatt der Korbflechter bei denen wir einen Besuch machten. Von hier oben ein herrlicher Blick ins Porto Novo Tal. Nach einer kleinen Trinkpause mit dem Bus weiter zur letzten Tagesetappe.
Unsere letzte Wanderung ging von Vale Pareiso nach Monte. Auf angenehmem Pfad fast eben durch mehr oder weniger dichte Waldstücke. Immer wieder haben wir schöne Tiefblicke nach Funchal und dem Atlantik die wir genießen können. Bei einem Landhaus gelangen wir in das Paradiestal und wenige Meter weiter kommen wir zu den vielbesuchten Parkanlagen Blandys Garden. Schließlich geht unser Weg steil nach unten, über eine historische alte Brücke überqueren wir die reißende Riberia de Joao. Wiederum steil und in Kehren hinauf führt der alte Pflasterweg zur Bergbahnstation der Seilbahn. Oben angekommen bei der Wallfahrtskirche Monte, die wir zum Abschluss noch besichtigten. Mit dem Korbschlitten fuhren wir rasant hinunter nach Funchal.


7. Tag: Frühmorgens wenn die Hähne krähn ..., mussten wir Abschied nehmen und mit Bustransfer geht's zum Flughafen. Eine faszinierende Wanderwoche ging zu Ende, sie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!