
Der Schwarzwaldverein kümmert sich um die Beschilderung
der Wanderwege -
so wie hier auf dem Archivbild Kurt Bott, der Fachwart für Wege in Höfen.
Sollte sich der Verein auflösen, fiele auch diese wichtige Arbeit weg. Foto: Volz
Der Schwarzwaldverein kämpft um den Fortbestand
des Ortsvereins Höfen. Denn ein Wegfall würde ein Loch in das Netz reißen.
Und die Auswirkungen wären auch direkt vor Ort zu spüren. Nicht nur für
die Vereinsmitglieder.
Wenn sich Vereine damit beschäftigen, ob sie sich auflösen,
betrifft das zunächst vor allem die Mitglieder. Aber manche Gruppen, wie der Schwarzwaldverein,
erfüllen auch wichtige Aufgaben vor Ort, von der auch viele andere profitieren.
Zum Beispiel die Pflege der Wanderwege.
"Der Ortsverein Höfen betreut im ganzen 48 Kilometer Wanderwege rund um Höfen.
Das sind 40 Kilometer regionale (blaue Raute) und acht Kilometer örtliche (gelbe
Raute) Wanderwege, also rund um Höfen", erklärt Günter Volz, der
bisherige Vorsitzende der Schwarzwaldvereins-Ortsgruppe Höfen. Als wahrscheinlich
meist begangenen Weg bezeichnet er den Höfener Rundweg mit etwa sieben Kilometern
Länge. Ein weiterer viel genutzter Weg sei sicherlich der hoch auf den Eiberg,
in Richtung Bannwaldschrat, Brandhütte, Sitzbankhütte.
Auch Schutzhütten zu pflegen
Die Pflege dieser Wege beinhalte aber viel mehr als "nur" die Reinigung der
Beschilderung durch die Wegewarte zweimal im Jahr oder das Ersetzen von Hinweisschildern,
die verschwunden sind. "Der OV Höfen pflegt die Wanderwege, schneidet im
Frühjahr und Herbst Büsche, kleine Sträucher zurück, notfalls werden
auch kleine Bäume abgesägt, wenn diese schöne Aussichten versperren,
dies mit Absprache des Försters", so Volz weiter. Die Wegewarte betreuen
in Höfen auch drei Schutzhütten, bei der Wartwiese, oberhalb der Schule sowie
das "Café Fuchs" am Brennerberg, so Volz weiter. Auch die müssten
gepflegt werden, oftmals gereinigt, auch von "Hinterlassenschaften durch feiernde
Personen", wie es Volz ausdrückt.
Das alles ist in Höfen derzeit in Gefahr. Denn Volz hat seinen Rückzug als
Vorsitzender bekannt gegeben. Da aktuell kein Nachfolger in Sicht ist, steht der Fortbestand
des gesamten Vereins auf der Kippe. Und damit natürlich nicht die vielen Vereinsaktivitäten
wie Wanderungen und Ausflüge, sondern eben auch Wegpflege, mit allem, was dazu
gehört.
Hauptverein will helfen
Helfen bei der Erhaltung der Ortsgruppe will auch der Hauptverein mit Sitz in Freiburg.
So war etwa Vizepräsidentin Antje Stocks aus Heidelberg extra zur außerordentlichen
Hauptversammlung nach Höfen gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Im Gespräch mit unserer Zeitung verdeutlicht auch Hauptgeschäftsführer
Mirko Bastian die Bemühungen: "Wenn es die Situation erfordert, dann lassen
wir nichts unversucht, um unsere Ortsvereine zu retten. Dazu kann auch
der Besuch eines Präsidiumsmitglieds gehören." Der Hauptverein interveniere,
wenn er um Hilfe gebeten werde und es vor Ort keine Idee mehr gebe, wie es weitergehen
soll. Das geschehe zunächst über die Leiter der insgesamt 16 Bezirke und
vier Regionen, die die Gegebenheiten vor Ort am besten kennen würden. "Generell
ist es nicht einfach, Personen zu finden, die bereit sind in einem Verein Verantwortung
zu übernehmen. Aber es gelingt eben doch immer wieder. Zu einer Auflösung
kommt es aber nur im äußersten Fall - bei uns zum Glück recht selten.
Zuvor haben wir noch diverse andere Register, die wir ziehen können", erklärt
Bastian. So könne sich das Präsidium oder er einschalten und ein "ganz
planvolles Vorgehen einführen", erzählt er. Das bedeute, dass man zuerst
schaut, wer bereit ist, weiter zu machen, zum Beispiel aktive Wanderführer oder
Naturschutzwarte. Außerdem könne man sich auch in anderen Vereinen umschauen,
wer dort die Protagonisten seien und mit dem Bürgermeister Kontakt aufnehmen oder
die Mitgliederlisten durchgehen und geeignete Kandidaten kontaktieren. Zudem habe man
einen guten Draht zu den Forstämtern.
Hausaufgaben für Vorstand
Und auch den alten Vorstand will man nicht einfach aus der Verantwortung entlassen:
"Da gibt es Hausaufgaben. Wir erwarten, dass der Vorstand ganz aktiv auf Menschen
zugeht", so Bastian weiter. Zudem habe man detaillierte Stellenbeschreibungen
ausgearbeitet, auch zum Beispiel für Dreier-Teams, die sich die Vorstandsarbeit
teilen möchten. So sei es in der Vergangenheit "oft genug gelungen",
Vereine zu retten. Dies sei auch das Ziel. Denn "jeder Verein, der verschwindet,
ist ein Loch in unserem Netz." Derzeit habe man im Hauptverein von 60?000 Mitglieder.
Wenn das weniger werden, könne man auch öffentlich nicht mehr so auftreten,
"weil wir dann in der Fläche an Präsenz und auch an Argumentationskraft
verlieren", so Bastian weiter.
Rettung gelingt nicht immer
Er gibt auch unumwunden zu, dass eine Rettung nicht immer gelingt: "Ich war auch
schon bei Beerdigungssitzungen", bei Vereinen, "wo es schon über
dem Kipppunkt ist".
Eine weitere Lösung könnte die Fusion mit einem Nachbarverein sein: "Ist
durchaus eine Option; es kann sehr sinnvoll sein, die Kräfte zu bündeln.
Allerdings darf man nicht außer Acht lassen, dass eine Fusion zweier eigenständiger
Vereine ein formaler Rechtsakt ist, der sauber abgearbeitet werden muss. Zum Beispiel
mit einer notariellen Begleitung. Auch hier unterstützen wir natürlich gerne."
Allerdings sei auch eine Fusion nicht ganz einfach. Er nennt aber das Beispiel Baiersbronn,
wo der Zusammenschluss von drei Ortsvereinen zu einem großen Verein "bestens"
funktioniere. Bislang gibt es gut 200 Ortsvereine, und der Hauptgeschäftsführer
macht aber auch deutlich, dass es bei dieser großen Zahl nicht bleiben muss:
"Ich brauche auch nicht unbedingt in jedem Ort einen Verein." Auch einen
Schwarzwaldverein Oberes Enztal kann er sich sehr gut vorstellen.
Moderne Formen finden
Überhaupt sei man gerade an einem "ganz entscheidenden Punkt in der Vereinsgeschichte"
des 160 Jahre alten Hauptvereins. "Wir haben es in der Hand, unsere Zukunft zu
gestalten", fährt er fort. Dabei sei es wichtig, moderne Engagementformen
zu finden. Man könne die Vereine nicht mehr wie vor 30 Jahren führen. "Dann
wird es dünn werden, das sehe ich ganz realistisch."
Jetzt sei es wichtig, vor Ort die Hausaufgaben zu machen, sagt er. Und er gibt zu,
dass er die aktuelle Situation in Höfen nicht so gut kenne. Die Hoffnung will
er aber dennoch nicht aufgeben: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die den Schirm
zumachen."
Bericht: Bernd Mutschler |